525 600 Minuten – Sag mir, wie misst man ein Jahr?

12 Monate, 52 Wochen, 365 Tage, 8 760 Stunden, 525 600 Minuten – Ein Jahr voller Emotionen, Liebe und Glück.

Der Kalender zeigt den 02.04.2019 an der Wand. Eigentlich ein Tag wie jeder andere, aber doch so besonders und bedeutend für mich. Heute vor einem Jahr ist die wundervollste Fellnase in unser Leben getreten. Ihre Spuren in unseren Herzen hinterließ sie schon einige Zeit vorher, aber der erste Anblick unserer Schlabberbacke veränderte nochmal alles. Meine Liebe zu Hunden ist , so denke ich, kein Geheimnis mehr. Mit dem Einzug von Shakeera nahm es jedoch weitaus größere Ausmaße an. Ich glaube ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so sehr für etwas oder jemanden eingesetzt wie für diesen unfassbar herzlichen Hund, was auch auf andere Tiere in Not abgefärbt ist. Ich habe durch und für sie sehr vieles gelernt, erforscht, erprobt und auch in Frage gestellt. Vieles, was mir vorher gleichgültig oder als Gegeben erschien hatte Relevanz und nahm mein ganzes Interesse ein. Ich wollte am liebsten alles Wissen, was selbstverständlich unmöglich ist, aber ich habe einen Weg gefunden viele für mich relevante Fragen zu behandeln. Mit jedem Ereignis lernte ich dazu und baute eine bessere Bindung zu ihr auf. Auch, wenn die Bindung noch nicht 100% stimmig ist, haben wir in dieser Zeit enorm viel erreicht. 

Besonders der Anfang kostete viel Kraft

Angefangen haben wir bei einem verwirrten und ängstlichem Hund, der schon beim Anblick des Hauseingangs Reisaus nehmen wollte. Treppen waren ein unüberwindbares Hindernis, was bei Treppen im Treppenhaus und in der Wohnung schwierig war. Die Fliesen und der Laminat waren auch rutschiger als gedacht. Den Teppich im Wohnzimmer haben wir in weiser Voraussicht vorher entfernt. Der erste Weg in ihrem neuen Heim führte sie auf vorsichtigen Pfoten in ihr Körbchen, welches nicht als Schlafstätte, sondern als Toilette genutzt wurde. Dieses hat die gefühlt 3 Liter Urin optimal aufgefangen. Nach nicht einmal 2 Minuten Anwesenheit unseres neuen Familienmitglieds habe ich das Körbchen also abziehen und waschen müssen. Um ein Hundebett leichter wollte sie gerne den Balkon erkunden und rannte fröhlich rein und raus. Nach Interessensverlust und wenigen Minuten später, rannte sie voller Elan gegen die dann verschlossene Glastür, sodass es nur so schepperte. Ein Fehler, denn sie nur einmal machte. Einige Streicheleinheiten und Schläfchen später wollten wir mit ihr eine kleine Runde drehen. Freudig aber angstbehaftet legten wir 500 Meter im Großstadtdschungel in etwa einer Stunde zurück, um dann einige Stunden später einen zweiten Anlauf in unserer früheren Heimatstadt Oberhausen zu unternehmen. Nach einem halbherzigen kennenlernen mit Yupy klappte es dann aber mit einer großen Runde im Wald. In der ersten Nacht war sie unruhig und kam das ein oder andere mal ins Bett zum kuscheln bis sie uns um 7 Uhr deutlich zeigte, dass jetzt Schluss ist und wir endlich aufstehen sollen. Dies ging einige Wochen so. Verwundert über Shakeeras Fähigkeit wie ein Uhrwerk zu funktionieren traten wir immer pünktlich um 7:30 Uhr aus dem Haus und begannen das Training für die Stubenreinheit, was nicht so einfach war, denn Shakeera bevorzugte zu Beginn nur „stille Örtchen“ auf Kies oder aber im Wasser. Richtig gelesen IM Wasser. Der nahegelegene See war da unsere absolute Rettung! Irgendwann kam dann mal die Wiese als Pipiplätzchen in Frage und mittlerweile klappt es überall! Das Häufchen ging von vorne herein überall. Leider auch an Orten die eher ungeeignet waren. So erinnere ich mich gerne an einen Tag an dem die große Kreuzung beim überqueren dieser besonders ansprechend war und ich sie mit heraushängender Wurst von der Kreuzung tragen musste. Hört sich ekelig an, war es auch. Aber ehrlich gesagt war es auch echt witzig. Unsere Beharrlichkeit lohnte sich, sodass sie nach weniger als einer Woche Stubenrein war.

Auch ein ärgerliches Erlebnis kann zu einer lustigen Geschichte werden

Man merkt, lustige Geschichten haben wir auf Lager. Erlebt haben wir in diesem Jahr auch sehr viel. Urlaube bei meiner Freundin in Flensburg, auf unserem Campingplatz in Holland, bei meinen Großeltern in Sachsen-Anhalt, im schönen Winterberg waren wir auch und weiß Gott wo wir noch überall unsere Fuß- und Pfotenspuren hinterlassen haben.

Es gab aber auch viele Momente zum ärgern. Die ersten Erfahrungen mit einem scheinbar unzubändigendem Jagdtrieb, das erste Weglaufen wegen einer fallengelassenen Leine nach nicht einmal 3 Tagen nach Ankunft (an dieser Stelle möchte ich nur kurz anmerken, dass ich tausend Tode gestorben bin und möchte deshalb hiermit nochmal ausdrücklich an eine doppelte Leinensicherung erinnern!) und zerfressenen Klamotten und Gegenständen beim Alleinebleiben. Hach, was waren das für Minuten und Stunden des unbehagen. Ich hätte ihr am liebsten den Hals umgedreht. Dennoch konnten wir es aus irgendwelchen Gründen schaffen, immer etwas positives aus den Momenten und Situationen zu ziehen. Vielleicht macht das auch unsere schnelle Verbundenheit aus. Heute sind viele der Dinge vergessen und werden als lustige Anekdote verbleiben.

Unsere große Geschichte begann mit einem Blitzerfoto

An diesem Tag erinnere ich mich besonders gerne an mein erstes Blitzerfoto in einer Baustelle, welches ich mir auf dem Weg zum Abholort eingehandelt habe. Auch da habe ich was gelernt. Beim geblitzt werden sollte man nicht aufs Gas drücken, obwohl es dann auch egal war. Ich war so nervös, dass Shakeera bald da sein würde, dass ich am besten wohl nicht gefahren wäre, aber so ist es halt. Wenig später war ich 30€ ärmer, aber überglücklich!

Eine andere Anekdote möchte ich am Ende noch einfließen lassen. Einmal ist Shakeera während des Spiels mit anderen Hunden abgerauscht, um ihrer Lieblingsbeschäftigung dem Jagen nachzugehen. Voller Panik rief ich sie und wartete an der Stelle an der sie abhanden gekommen war. Mindestens 5 Minuten wollte ich dort warten bevor ich sie suche gehen wollte. Tatsächlich waren es wahrscheinlich nur ein paar Sekunden, die mir wie Stunden vorgekommen sind. Ich rannte also in die Richtung in die sie verschwunden war und durchwanderte einen „trocken“gelaufenen Teil des Sees und sank bis zu den Knöcheln im Schlamm ein. Ich rannte weiter und fand sie in einem Gebüsch. Dazu muss man sagen, dass es extrem stachelig war. Ich rief sie zu mir und war wütend, denn das Mistvieh kam nicht raus. Als ich mich näherte sah ich, dass sich ihr Geschirr in den Dornen verfangen hatte. Also stiefelte ich in den Busch um sie zu befreien. Mit Schlamm besudelt und mit Dornen gespickt kamen wir wieder heraus und wussten beide nicht ganz was gerade los war. Voller Freunde über ihre Anwesenheit und wutgeladen liefen wir nachhause. Das Seminar in der Uni musste ich ausfallen lassen, weil ich bei der ganzen Suchaktion die Bahn verpasst habe. Das herausziehen der Dornen bei dem Hund und mir und die Waschaktion nahm eben zu viel Zeit ein. Trotz des Ärgers an dem Tag war ich froh sie ganz viel kuscheln zu dürfen. So eine Aktion kam seitdem nicht wieder vor. Anscheinend haben wir beide daraus gelernt. 

Vom Angsthasen zur unabhängigen Draufgängerin

Rückblickend kann ich sagen, dass es das beste und ereignisreichste Jahr meines Lebens war. Wir haben alle sehr an uns gearbeitet. Trotz großer Affinität zum Jagen kann Shakeera frei laufen und ihre Freiheit genießen, was wir zu Beginn für unmöglich hielten. Wir können uns aufeinander verlassen, wenn es mal unangenehm wird. Sie meistert jede noch so unbehagliche Situation und wächst über sich hinaus. Sie hat sich zu einem wundervollen Hund entwickelt.
Zur Feier des Tages haben wir einen neuen Rekord für die damals so schweren 500 Meter aufgestellt und diese in 2 Minuten gemeistert. So voller Nostalgie habe ich mich dazu entschlossen ihr Bett zu waschen – einfach so, weil es damals meine erste Amtshandlung als frisch gebackene Hundemama war. Während ich das hier schreibe sitze ich auf unserem Wohnzimmerteppich und kuschel mit meinem Mädchen. Wir wollen sie nicht mehr missen. Egal was andere sagen – wir sind stolz auf sie und auf uns. 

In diesem Sinne, einen schönen 2.4.2019, vielleicht denkt ihr ja nächstes Jahr an uns und unsere verrückten Geschichten im ersten Jahr mit unserer Shakeera!

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